Die Ausstrahlung der Berge in ihrer Benennungsvielfalt

von Herbert Eisele (Paris):

Vorbemerkung

Wie wir noch im einzelnen sehen werden, beherrscht Zweckdienlichkeit die Namenkunde der Berge. Im Gegensatz zur Zoologie oder Botanik geht es dabei nicht um Gattungs-, sondern um Eigennamen, obwohl die einzelnen Berge der Gattung Gebirge, d.h. genauer einem Kollektiv2 angehören, wie der Groß-Glockner den Hohen Tauern. Sobald jedoch durch Benennung diese Gebirgsgattung Eigenwert erhält wie „Hohe Tauern3, gilt wiederum das Gesetz der Eigennamen, doch ist die genus/species-Grenze vor allem diachronisch in beiden Richtungen durchlässig. So nimmt man an, daß die vorkeltische Gattungsbezeichnung alb (Berg) zu jetzigen Eigennamen wie die verschiedenen Alben (schwäbische, sächsische…), die Alpen, die Albaner Berge geführt hat oder gar ein Land benennt (Albanien), und in vielen Fällen der genus „Berg“ spezifisch gemeint ist, wie la montagna den Ätna bezeichnet oder Monj den Ausläufer der Majevica planina in Bosnien4. Zion und Olymp sollen nichts anderes als „Berg“ bedeuten, und überhaupt kann man festhalten, daß wenn man auf dem Berg wohnt, keinen Namen braucht, wie ja auch das Subjekt sich keinen anderen Namen gibt als „ich“, was kein Name ist, sondern bekanntlich „nur“ ein Seiendes bezeichnet, und wenn man „auf den Berg“ geht, jeder weiß, welcher gemeint ist, nämlich der nächst übliche, wie ja auch wer Einkäufe macht „in die Stadt“ geht, selbst wenn er schon darin wohnt. Nur wenn Konkurrenz zwischen zwei oder mehreren „Gemeinten“ besteht, kommen Unterscheidungsmerkmale ins Spiel. Andererseits verallgemeinert Metaphorik auch hier Eigennamen, wie „auf seinem Olymp thronen“. Während Eigennamen des Personenbereichs schnell ihren ursprünglichen Sinnbezug, ihr Namensmotiv, verlieren (die Maiers sind noch in den wenigstens Fällen Pächter), bleiben Berge in ihrer Beständigkeit mit ihrem Namensgrund verbunden 5, denn selbst bei, meist diachronisch verursachtem, Namenswechsel bleibt dieser Grund triftig genug. Dadurch ist die Namensforschung für Berge von dauerndem Interesse.

Zweckdienlich ist ein Name immer, doch geht es bei der Oronymik6 um zwei Hauptanliegen; das erste ist uralt und rührt von der Besiedlung her. Nur besonders hervorragende Berge hatten eine überregionale Namensausstrahlung, wenn sie „verdienten“, in Karten eingetragen zu werden; dies oft dann, wenn militärische Belange damit verbunden waren. Hierzu ist zu bemerken, daß es vor allem Pässe waren, deren Namen später auf dazugehörige Berge hochwanderten. Das bekannteste Beispiel in den Alpen ist der mons Iovis Poenini, der spätere Mont Joux und heutige Gran San Bernardo. Das zweite Anliegen ist neueren Datums. Es gilt der systematischen Erfassung und Erschließung der Gebirge durch Geo-, Oro- und Kartographen und Toponym-forscher.

Die Gebirgsbesiedlung erfolgte in der Regel in den Tälern, so daß die Bergnamen, wie bei den Pässen, von unten kamen und oft durch „Anlieger-Blickwinkel“ bestimmt wurden, wenn nicht gar die siedlungsfreundlicheren Gewässer namensgebend wirkten, wie beim Matterhorn. Die Notwendigkeit der Benennung war begrenzt, beschränkte sich auf Richtpunkte und ließ das meiste namenlos. Erst im Zug der wissenschaftlichen Bemühungen ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert bekamen mehr Berge Namen.

Berge sind geistige Orte, wo Himmel und Hölle beieinander wohnen: Göttersitze und Dämonenhausung. In Dantes divina commedia z.B spielt das Gesetz von Schuld und Sühne in einer mythisch-bergigen Welt, und Hieronymus Bosch liefert spätere Verbildlichung dazu. Heilige Berge haben meist keinen Namen, da Heiligkeit sich jeder Benennung entzieht. Dadurch blieben viele verehrte Berge namenlos oder wurden einfach „heiliger Berg“ genannt, was dann doch in der Beibehaltung der Originalbezeichnung einen Eigennamen abgab, wie beim japanischen Fuji. Es muß diesbezüglich auch geheime Namen gegeben haben, von denen wir eben darum keine Kunde haben.

Kult- und Zauberberge verbaten Uneingeweihten Zutritt. Achtungserheischend sind Berge im Maße ihrer Wucht, Höhe und vor allem geistiger „Ortung“. Sie bezeugen augenfällig, indem sie Distanz setzen zwischen Riesen und Zwerge, wie wenig Gleichheit in der Natur zu finden ist. Ihre Namen verraten nie den reinen Zweck ihres Seins, zumal die Sprache zur Verschleierung beiträgt. Was sagt schon Kailas oder Kang Rimpoche oder Mahameru über den heiligsten Berg der Welt aus?; sicher nicht, daß er im westlichen Tibet liegt und auf seine 6714 Meter Höhe stolz sein kann! Von den Wolken des Nichtwissens umgeben, behalten sie ihren Nimbus und gipfeln meilenweit über der Paranoia der Verehrer und Eingeweihten.

Einleitung

Wenn der Dichter nicht zum Berg kommt, kommt der Berg zum Dichter; dieses Hesiod zugeschriebene Wort (aber auch im Zen-Buddhismus erwiesen), zeigt den Bezug auf zwischen der Macht des Wortes und der Macht der Vorstellung. Der wortmächtige Dichter vermag, sich den fernen Berg vor-zu-stellen, d.h. als Gegenstand seiner Betrachtung herbeizurufen: der Berg stellt sich ihm dar als Vorbild hehrer Empfindungen und als Zeichen offenbarter göttlicher Natur. Das Gleiche gilt für den Gläubigen. Solange er sucht, ist er auf dem Weg nach Höherem, das keinen Namen hat7, einem Weg zwischen Bergen, an denen er seine Winzigkeit messen kann, die ihm aber eine Passage (Paß) zu einem Jenseits ermöglichen, das ein Eldorado oder einen Paradiesgarten8 verheißt, wenn der Schatz nicht im Berg selbst verborgen liegt. Dann liefert der Name die Lösung (Monte Soro), wie im Märchen „Rumpelstilzchen“. Er kann aber auch scheitern wie Prometheus und an der Härte des Angeschmiedetseins seiner Sucht verzweifeln, bis ein herkulischer Helfer der Obsession ein Ende macht.

In der Ausstrahlung der Berge liegt ihre Anziehungskraft.

Wenn das Meer in seiner Weite das Diesseitige fördert und befördert9, stehen die Berge mit dem Jenseitigen in Verbindung, durch das Himmelanstrebende und, je nach Verfassung des Betrachters, das Bedrohliche (cf. das Schreckhorn10 der Finster-Aarhorngruppe), das schon immer von den Bergen ausging. Sie verkörpern das Hohe und zeigen durch ihre Täler und Abgründe gleichzeitig auch das Tiefe. Die christlich-westliche Kultur, wie auch die heidnische, ist stark von Bergen geprägt.

Das Licht/Dunkel spielt eine große Rolle und kommt in der Bennennung der Lage zum Ausdruck : Nord/Südseite (adret/soulane#ubac im frz.), aber auch im übertragenen Sinn, wie wir noch sehen werden. Berge, im Gegensatz zum Meer (la plaisance!), sind immer mit Ernst verbunden. Das Leben in den Hochtälern ist gefahrvoll und mühsam. Kommunikationswege sind eng begrenzt in Zeit und Raum. Die Enge bedrängt und verbindet/verbündet sich mit dem Argen. Gebirgsvölker, wenn sie nicht gerade die Berge als Schutz aufsuchten (Berg/Burg), sind oft zu Geißeln entfernter Völker geworden, wie die Indogermanen, die Mongolen in China, Rußland und dem Rest Europas. Sie überfluteten aus ihren Bergen weite Länder oder, auch heute noch, widerstreben jeden Unterwerfungsversuchen, wie die Kurden, Paschtunen oder Tschetschenen.

In einer mythischen Erzählung11 wird gezeigt, wie die riesenhaften Urväter der geistig geschaffenen Menschheit auf den Höhen (wahrscheinlich Kaukasus und Elburzgebirge) wohnten (der höchste Berg der Sudeten heißt „Altvater„! – Staritz – zwischen March, Oder und Glatzer Neiße gelegen, neben dem Riesengebirge!), wohingegen die Kaïniten entsprechend die Tiefen bevölkerten, wo sie die erste Stadt, Hanoch, am Kaspischen Meer, gründeten, die dann in der Sintflut versank. Noch heute liegen ihre Reste unter den stinkenden wilden Fluten des Kara Bogas Gol, des „Gottesgerichtsstrudels„. Die Verderbtheit jeder Stadt, selbst wenn sie La Paz heißt und übergewöhnlich hoch liegt (auf nahezu 4000 M.), bildet immer das Gegenstück zur hohen Reinheit und Unvoreingenommenheit der Berge. Sie bieten keine Bleibe, sind keine Kultur- wenn nicht Kultstätte. Sie gehören niemanden im Besonderen, von Nutzungsrechten (Bergbau, Wasserbau, Weide, Forst) abgesehen, die dann sowieso kollektiv gehandhabt werden. Die Berge liegen über der Begierde und dem Streit um Eigentum und Vorrecht.

Wir werden im folgenden die Benennungsvielfalt unter verschiedenen Aspekten angehen.

  1. den Hauptmotivationsmerkmalen;
  2. der historisch bedingten Namensüberlagerung;
  3. mehrsprachlichen Synonymik und ihres Abschliffs.

1. Hauptmotivationsmerkmale

1.1 Orographie und Benennungskriterien

Berge erfährt man von unten, von der Ebene aus. Deswegen ist deren Profil ein ausschlaggebender Benennungsfaktor. Wir werden uns im folgenden nicht auf die Benennung der höchsten Punkte beschränken, denen natürlich das größte Augenmerk gilt, da ja die Spitze den Namen des Berges bestimmt, obwohl es ja auch Bezeichnungen für ganze Bergzüge, Gebirgsmassive gibt, die keinen einzelnen Berg betreffen, wie die Großen: Himalaya, Ural, Kaukasus, Alpen, das Alburzgebirge12 und die Kleineren, wie Choralpe, Eifel, Taunus, usw., im Gegensatz zu herausragenden Riesen, die ganze Massive bezeichnen, wie der Kilimandscharo, der Montblanc, der Großglockner, u.a. Schon hier ist bemerkenswert, daß die Lokalnamen sich meist international durchgesetzt haben. Wichtiger noch ist, daß Bergspitzen, wenn sie nicht eine hervorragende Rolle zu spielen hatten, überhaupt erst sehr spät benannt wurden13 (wenigstens „offiziell“, d.h. auf Landkarten), nachdem mit Ende des 18.Jh. durch die Aufklärung (zurück zur Natur + Rationalismus) den Bergen ihre Schreckhaftigkeit genommen ward und die Wissenschaft anfing, sich ihrer anzunehmen, wie Horace Bénédict de Saussure, der Genfer Geologe und Physiker, der 1787 es als erster auf sich nahm, den Montblanc als Forschungsobjekt zu besteigen14 und einiges dazu beitrug, das Gebirge auch kulturell aufzuschließen.

1.1.1 Unberücksichtigte Benennungskriterien

Die Eigenschaften der Gebirge kommen in der Namensgebung nicht zum Ausdruck, einfach deshalb, weil man sie nicht kennt bzw. wenn man sie kennt, es nicht der Mühe wert hält, diese onomastisch darzustellen, weil sie unauffällig bleiben15. Daß die Gebirge als Hauptaufgabe die Atmosphäre festzuhalten haben16, falls man es überhaupt weiß, gilt nicht als namentlich bemerkenswert, auch nicht, daß sie der Erde Haupt-Wasser-und Wärmeleiter sind.17 Keine Wissenschaft hat sich je damit beschäftigt, und auch nicht damit, ausfindig zu machen, warum die Gebirge unregelmäßig, wie sie es sind, über die Erde verteilt sind, welchen Einfluß dies auf die Wetterlage hat, usw. Zwar gibt es eine Gletscherwissenschaft, die einzelne Riesen in ihrem Verhalten studiert, sich aber nicht darum kümmert zu erforschen, welche Aufgaben den Gletschern, wie sie da über die Erde verstreut sind, bei der Verteilung der elektromagnetischen Nord-Südpol-Hauptströmung zukommen. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß! Das Nichts hat eben keinen Namen, nicht nur im Bergbereich und die Wissenschaft denkt nicht, laut Heidegger, sie macht nur vieles, und oft zuviel.

Die scheinbare Ruhe der Berge regt auch kaum zur Namensgebung an. Eher schon die ersichtliche Tätigkeit, wie Feuerspeien und Wasserführung in ihren Auswirkungen, die jedoch, was Benennung anlangt, mehr der Geologie als der Orographie dient, wie z.B. La Soufrière mit ihren Schwefelablagerungen und der Großglockner, der nicht nur der Form nach, sondern auch nach der Funktion des Aufsitzens auf dem riesigen Wasserspeicher der österreichischen Alpen seinen Namen herhaben könnte. Die Form scheint dem tieferen Wissen zuvorzukommen.

Die geologische Beschaffenheit der Berge ist auch kaum benennungsträchtig, wohl aber deren sichtbare Auswirkung, wie Verwerfungen, Kamine, Kessel. Flyschzonen, Kalkalpenreste, wie die Tarntaler Köpfe östlich des Silltales, Tribulaun westlich davon, oder die steilen Gehänge westwärts von Salzburg, oder die Karhinterwand des Traunsteins zum Laudachsee usw., die zum Teil Formen herausbildete, die ihrerseits namenprägend wurden. Aber damit kommen wir zu den echten Motiven, d.h. Benennungsanlässen.

1.1.2 Positive Benennungskriterien

Außer den formellen Bergbenennungsanlässen, die ins Auge stechen, (Aussehen, Relief, Aspekt) gibt es eine ganze Reihe weiterer Benennungsmotive, wie

  • Lage,
  • Bodenbeschaffenheit,
  • örtliche Erscheinungsbilder,
  • Bewuchs bzw. Bedeckung,
  • Biotop,
  • Nutzungsbelange,
  • Mythos.

Diese Kriterien fallen besonders ins Gewicht, wenn es darum geht, verschiedene Benennungen für dasselbe Objekt zu erklären, sei es in zeitlicher Abfolge oder in verschiedensprachlicher Synonymik. Der Bergname ist nur ein Teil der Oronymik. Wenn man sich nur auf ihn konzentriert, d.h. von Bergteilbereichen, wie Geröllhalden, Steilhängen, Felswänden, Klammen usw. absieht, fällt ein Großteil dieser Kriterien weg, insb. die Nutzungsbelange, da Berge als Ganzheit nur in ihrem Innern genutzt werden, was selten zur Namensgebung geführt hat, unbeschadet des Erzgebirges (les monts métallifères). Weiterhin gilt es zu bedenken, daß Toponyme auf Besiedlung beruhen. Einöden haben keinen Namen. Berge verdienen in erster Linie Namen als appellative Richtpunkte. Dies wiederum erklärt, warum Einzelberge in Gebirgen lange Zeit namenlos blieben (und auch noch heute teilweise sind, wie die K mit Nummer im Himalaya) und erst spät mit weiterer Erschließung die Bergwelt systematischer benannt wurden.

Die Wahl des deutschen als Abhandlungssprache bringt es mit sich, daß vorwiegend diessprachliche Beispiele angeführt werden. Diese Beschränkung dürfte der allgemeinen Geltung keinen Abtrag tun.

1.1.2.1 Aspekt

Unter den Aspekten ist Form und Farbe wohl das augenfälligste Merkmal. Das gleißende Weiß der Firne, Gletscher und Schneefelder auf Kuppen und Gipfelregionen ist in unzähligen Beispielen präsent, angefangen bei Europas höchstem Berg, dem Montblanc, dann gibt es Weißeck, Weißhorn, Weißkopf, Weißfluh, Weißmies, Dent-Blanche, Tête-Blanche, Le Blancher, Corno Bianco, Pizzo Bianco, Sasso Bianca, Monte Zucchero usw., ohne daß die Farbe unbedingt auf Schnee zurückzuführen wäre; denn Schnee war beim Weißen Berg bei Prag18 sicher nicht für den Namen maßgebend, im Gegensatz zu Schneewinkel, beim Tauerntunnel, zu Sierra Nevada (Südspanien und Kalifornien, wo deren höchster Punkt Mt. Whitney heißt). Andere Farben, insb. Rot spielen auf Fels oder Abendlicht an, wie bei den Aiguilles Rouges, Sasso Rosso, Rothorn, Rothaargebirge (im Sauerland)19 usw. Vielleicht ist das Wort rosa, welches „Gletscher“ im valdotanischen bedeutet20, doch durch tiefliegende Sonnenstrahlen erklärlich. Jedenfalls ist der Monte Rosa ein „Gletscherberg“, wie auch der unfern gelegene Rosablanche (über dem Dixence-Stausee im Wallis), Ungarn hat seinen einzigen, den Blauen Berg mit immerhin 1100 m Höhe; sonst sind die „blauen Berge“ Epoche-Anzeichen in der holländischen Landschaftsmalerei und Herkunftsbezeichnung von Hinterwäldlern im Lied, die nicht unbedingt mit den „Blue Mountains“, die den Columbia-Fluß im Staat Oregon begrenzen, in Verbindung zu bringen sind.

Die Alpen und auch die Alb, Allgäu gehen, wie bereits erwähnt, nicht unbedingt auf lat.albus, weiß, zurück, sondern auf die vorkeltische Wurzel alb = <Berg>21.

Letztlich darf man auch Farbbezeichnungen nicht zu wörtlich nehmen. Bei Gewässernamen, wie Weißensee, Weiße Elster (Main, Murg, Regen), ist damit das Helle, die Klarheit des Wassers gemeint und bei Bergen der Eindruck des Lichteinfalls auf den maßgeblichen Benenner.

Die Form, d.h. das Profil, kommt in vielen Varianten zum Ausdruck, wie

-eck, horn kogel, -kopf, -riegel, -rück(en), -stock, -spitz(e), -turm, -zinken, Eisenhut (Gurktal), Großsattel, Orgelspitze(P.di Lasa); aiguille, âchlye22, bec, bosson, perron, piz, picco, pointe, tête, van, monte del Forno, Piz Muretta usw. Bei Burgen wie Anebos, Scharfenberg und Hohenstaufen sind die Bergformen onomastisch ausschlaggebend (Ambos, scharf zulaufender Felskamm, stouf umgestülpter Becher). Die Finne, zwischen Unstrut und Saale, ist ein rückenflossenförmiger Bergkamm, und die bekannten Tafelberge bei Kapstadt und in Ossetien zeigen klar ihre Gestalt.

Man braucht sich nicht zu wundern, daß hier ausschließlich mit augenfälligen Analogien gearbeitet wird und diese in allen Sprachen auftauchen.

1.1.2.2 Lage

Die Lage ist insofern von Bedeutung als bei der Namengebung oft schon Bekanntes weiterverwandt wird. Bekannt ist meist der Name von Wasserläufen, die ja der Besiedlung dienlicher sind als die unheimlichen Berge. Die Tendenz ist steigend, d.h. das unten Bekannte wirkt nach oben. Der Cima del Val Scura der Brentagruppe gehört dazu. Den Lechtaler Alpen entspringt die Lech, den Ennstalern die Enns, den Gurktalern die Gurk, der Hohen Acht (Eifel) die Acht. Das Matterhorn überragt die Matter, das Ammergebirge die Ammer, das Zinalrothorn, der Patschaberg den Ort. Der Dachstein ist das Thor zur Steiermark und das geographische Zentrum Österreichs.

Aar und Rhein haben manchmal auf Distanz gewirkt (Finsteraarhorn und Rheinwaldhorn), was darauf schließen läßt, daß diese Fließgewässernamen nicht immer dort hängen geblieben sind, wo man wie heute kennt. Die allen Winden, insb. dem Mistral ausgesetzte Lage des Mont Ventoux gab ihm seinen durch Petrarca berühmt gewordenen Namen. Der Granitberg mont Aigoual der Cévennes „zieht Wasser“ und wird durch seine einsam hohe Lage zum Wasserschloß für die sonst trockenere Region des ausgehenden Zentralmassivs. Auch die „klein-groß“ (wie -Glockner, Feldberg [Taunus,Schww.], Kalmit = kahl[Pfalz]), Niedere-Hohe(Tatra) vermitteln Lagen- bzw. Zugehörigkeits- und Größenangaben. Sonnen/Schattenseite scheint auch stellenweise auf, wie in den Sonnenwänden des Strubtals, dem Strahlhorn und Sonnighorn bei Saas-Fee und als Gegenstück der Schattberg über der Saalach in den Kitzbühler Alpen. Im Wallis gibt es einen mont Avril, von mons apricus, d.h. einen offenen oder besonnten Berg, wie auch in Uri einen Abrigen und im Valtellin einen passo d’Aprica.

1.1.2.3 Bodenbeschaffenheit örtliche Erscheinungsbilder

Die Bodenbeschaffenheit ist geologisch gegeben und kann sich in Farbe und Form kundtun, wie in Kalkspitze, Rotkogel, Großes Rothorn, Rotgschirr, Blauhorn, Barmkopf, Bleikogel, großer Schwarzkogel, Steinfeldspitz, bzw. dem Rheinischen Schiefergebirge usw. Le Mourin und auch der Mont Mort im Wallis am Großen Sankt Bernhard kann vom lat. maurus <dunkelbraun> erklärbar sein.

Das örtliche Erscheinungsbild ermischt sich oft mit Legenden, wie es beim Watzmann „mit seinen Kindern“ der Fall ist oder beim Rosengarten mit dem Bergkönig23 Laurin. Auch spielt dies bei Mönch und Jungfrau der Finsteraarhorngruppe mit hinein, vielleicht auch beim Küster (bei Metnitz) und dem legendären Predig(t)stuhl: der Schladminger Tauern, bei Bad Ischl bzw. bei Radstadt im Pongau, mit denen es einiges auf sich hat, wie wir später sehen werden.

1.1.2.4 Bewuchs und Bedeckung

Die kahlen Berge, monts chauves, Kalmit, Feldberg, La Tsarevesse bzw. Tsarva (la Chauve) bekennen calvum als Ursprung; die Rocky Mountains oder die Steinberge (Löferer u. Leoganger) den kahlen Fels; Namen wie Grasseck, mont Cénis, M. Legnone usw. verraten die Oberflächenausstattung wie auch wald in z.B. Odenwald, Schwarzwald und Thüringer Wald als bewaldete Mittelgebirge.

1.1.2.5 Biotop

Biotopische Merkmale, wie Moränen, Feuchtgebiete, Trockenalmen, Hangwiesen, bisses, Bannwälder (als Lawinenschutz), gelten eher für untergeordnete Toponyme der Berge, obwohl die Moorhofalm an der Großglocknerstraße eine Kuppe benennt. Solche Namen geben aufschlußreiche Beschaffenheitszeugnisse ursprünglicher Bestände. Der Bonner Venusberg, als Vennsberg, wie auch das Hohe Venn (Hautes Fagnes) der Eifel zeigen ebenfalls Moorlage an.

1.1.2.6 Nutzungsbelange

Salzgewinnung, Bergbau und Bodennutzung setzen Zeichen bei einigen Namensgebungen, wie bei den Eisenerzer Alpen, dem Salzkammergut, dem Erzgebirge, bei Waldviertel, Weinviertel. Flurbezeichnungen wie Senn, fénil usw. lassen auf Weidenutzung schließen. Ein weiteres bekanntes Beispiel ist der biblische Ölberg, der zur Römerzeit viel höher und talweise steiler war als jetzt.24 Kirsch-und Weinberge sind Gattungsbezeichnungen ohne oronymischen Belang.

1.1.2.7 Mythos

Wie das Wilde der Wälder, widerstrebt das schaudervoll Heilige der Berge der unheilen Welt. Berge führen in Unerkennbares (oros ouranos), Nebel, Schatten lassen nichts Gutes ahnen. Sie geben heimlichen und unheimlichen Wesen Unterschlupf. Eingangs wurde die Heiligkeit der Bergwelt erwähnt. Der Fuji ist der heilige Berg Japans. Der Kilimantscharo dagegen, soll nach unzuverlässigen Quellen vielleicht aufgrund seiner ehemaligen Vulkantätigkeit, in einer einheimischen Sprache „die Wohnung des bösen Geistes“ bedeuten25. Der Aconcagua und der Everest (Chomolungma im tibetischen) haben keine besseren Rufnamen.

Die Unzugänglichkeit und die Angst vor Menschenfressern, wilden Tieren und Naturgewalten, die in den Bergen besonders eindrucksvoll zutage treten mit Lawinen, Wildbächen, Bergstürzen, Steinschlägen, plötzlichen Überschwemmungen, Stürmen, heftigsten Unwettern, Vulkanausbrüchen u.ä., sowie die Verbote religiöser Art, ließen die Berge lange Zeit im Abseits für den gewöhnlichen Sterblichen. Man weiß sehr wenig von den ersten Siedlern um die Berge herum. Im Alpenraum gibt es noch toponym eine ganze Reihe vorindogermanischer und keltischer Reste, und man weiß aus ihnen, daß die Gallier für Naturgeister sehr empfänglich waren, weswegen sie bei Benennungen nicht nach offensichtlichen Merkmalen, sondern nach geistig hintergründigen Kräften gingen, die sie z.B. in Gewässern, Wäldern und Gefilden erblickten. So entstanden Namen wie Marne, Meyronne aus der mâtrona oder Garonne, Gironde, Gier aus dem Reiher-verkörperten Wassergeist garuna26 oder Drôna, Dronaire, Drahen aus drakona, den Drachen und Schlangen (vouivres) als Erd-Kundalini-Kräfte, später in Form von Wasseradern und auch Luftgeistern27. Diese Wesen waren „ungeheuer“, insofern man nie wissen konnte, wie sie reagieren. Fabel und Heraldik bemühten sie. Mit der Zeit wurden sie zu Dämonen als Gegenspieler zu wohlgesinnten, göttlichen Wesen, insbesondere im aufkommenden christlichen Usus. Und es war nur ein Schritt, diese Unholde in die wüste Bergwelt zu verweisen, die dann durch Einsiedler wieder ins rechte Lot gebracht wurden. Die Versuchung war groß, Übersinnliches in den Bergschatten zu stellen, zu ver-bergen und damit „aus der Welt zu schaffen“. Totenreich, Fegefeuer und Hölle, aber auch messianische Träume (wie in der Kyffhäuser Sage), verbannter Eros/Vulkan (Venusberg/Gralsburg) wirken in Höhlen und füllen deren Leere mit ambivalenten erdgeistigen Erwartungen. Das Innere Reich bleibt verborgen. Niemand kennt den Wasserhaushalt oder -verlauf, das Wachsen der Erze oder Edelsteine, die im Berg hausenden schicksalsgestaltenden Mächte. Orakel sollten Klarsicht verschaffen, schamanische Bemühungen Einflüsse geltend machen.

So wurden manche Berge zu „verwerflichen“ Betätigungsstätten, wie dies aus deren Namen hervorgeht. In der Steiermark, wie in Kärnten, in Tirol, in der Schweiz, in Savoyen, auf den Bergen Deutschlands und allenthalben, wo Berge sind, „gibt es eine Menge solcher Berge, die in ihrem Namen noch das bergen, was sich in der früheren Zeit auf ihnen zutrug. So ist (der) Schöckel ein solcher, denn nach einer alten Landessprache bedeutete das Wort ’schögeln‘ soviel als Wettermachen“28. Daß es dabei nicht bleiben konnte, liegt in der menschlichen Natur. Er, wie auch ähnlich gestellte, wurde zum Zauberberg. „Dieser Berg war bei weitem eher bewohnt als die Talgegenden, und sein urerster Name war „Freitauer“29… Er was einst ein Feuerspeier und seine Wetterlöcher sind nichts als noch offengebliebene Krater“.30 „So ist die Raxalpe ähnlichen Ursprungs, denn das Wort ‚Rax‘ ist gewisserart apostrophiert von ‚Racker‘, der so gewisserart ein halber Teufel ist.“31 Nach derselben Quelle gilt das gleiche für den Hohen Schwab, wo dem Umtrieb eines aus Schwaben stammenden Hexenmeisters durch den Wallfahrtsort Maria-Zell ein Ende gesetzt wurde, den Teufelssteinen, den Predigerstühlen, dem Grimming, dem Tragelgebirge, auf das (1847) kein Bewohner etwa von Altaussee oder der Ramsau von der sogenannten unteren Volksklasse (von Wilderern abgesehen) leicht dazu zu bewegen wäre, auf dieses kahle Gebirge zu gehen“.

Unter berüchtigten Bergen Kärntens gibt es den Latschur (2236m zwischen Spittal und dem Weißensee gelegen) von französischer Besatzung Landjour, durch Verballhornung von Landschnur genannt, dessen Name ja deutlich, mit seiner Lage die Drau von der Grenze Tirols bis gegen Klagenfurt beherrschend, als Richtzeichen angibt. Früher hieß er „Hochstaff“, was „hohes Gericht“ bedeutet. Noch immer ist er umgeben vom Staff 32, wahrscheinlich ehemals „Niederstaff“ und dem Goldeck; und weitere Ausläufer heißen im Westen Bärenbuck, nach Nordwest Siflitz, nach Süden das Silberne Grab; der senkrechte Felsen der höchsten Spitze heißt Hohe Freiung und die darunterliegende Wand die Unterfreiung; der Sattel zwischen Hoch– und Niederstaff ist der Hexen- bzw. Teufelsritt von dem ein nackter Steingraben, Rutschbrett des Teufels genannt, ausgeht; auch ein anderer nach Westen sich neigender Graben heißt Wilde G’jagd. All diese Benennungen bezeugen, in welchem Ansehen dieser Berg gestanden haben muß. Dieses hat er geteilt mit vielen anderen, wie dem Unholden, Dreihexenspitze usw.; bei Lienz gibt es gleich drei Böse Weibele, und die Hexengerichtsstätte an der Drau des nahen Flaschberg macht deutlich, welche Konflikte da die Bevölkerung geteilt haben muß.

Anderweitig berüchtigt sind in Tirol die Gantspitze, der Hohe böse Ring, der Böse Stein, der Hohe Helm, der Brenner, der Oetzer, die Vintschgauer Hochkuppe, das Wurmserjoch, und mehrere Teufelslöcher, in der Schweiz les Diablerets, das Wetterhorn, das Finsteraarhorn, der Hohe Mönch, das Wöllerhorn, die Pilatusspitze und der Große St.Bernhardt. Dazu gibt es noch eine ganze Reihe von Teufelsbrücken in den Alpen und Pyrenäen An der deutschen Grenze über dem Königssee liegt das Große Teufelshorn und der Brocken oder Blocksberg des Harzes ist ein klassischer Walpurgisnachttreff. Selbst der Montblanc hieß eine zeitlang Mont Maudit (verruchter Berg), welcher Name seither auf einen Nachbarberg „gerutscht“ ist.

Die Savoyarden, wie auch die Basken, von echten Aragonesen verächtlich „chacots“ genannt, waren lange Zeit als Teufelsbrut verschrieen, was ihrer Armut noch die Krone aufsetzte (adding insult to injury). Allenthalben bestanden schon immer Zwistigkeiten zwischen Berg und Tal, indem man sich gegenseitig mit Verachtung strafte. Was kann schon Gutes aus Nazareth kommen? – gehört zur selben Abstempelung.

Die Verrufenheit einiger Berge wird zeitweilig doch von lichteren Begebenheiten aufgebessert. Dazu gehört der Berg Straßengel bei Graz, dessen Benennung aufs 13. Jh. zurückgeht, und zwar auf die schwarze Pest33, in deren Verlauf ein Anwohner der an diesem Berg vorbeiführenden Straße als Samariter tätig war und mit diesem Namen ausgezeichnet wurde, der sich dann, wie so oft, auf den Berg übertrug.

Licht und Schatten wohnen eng beieinander, wie Fluch und Segen. Heilige herausstehende Hünen, wie die Berge Ararat, Karmel, Libanon, Nebo, Olymp, Sinai, Tabor usw. gelten als segenspendend für die jeweiligen Gläubigen, und ein Orthodoxer wird seinen Berg Athos nicht mit dem Olymp verwechselt sehen wollen. Die Namen dieser Berge regeln grundlegende Fragen, wie die Toponyme von Schlachtfeldern Machtansprüche in der Berichtswirklichkeit verankern.

Daß die dunklen Seiten der Berge überwiegen, hängt sicher mit der Geduld zusammen, die sie tragen müssen in ihrer himmelwärts gerichteten Schwere, Geduld, die mit Zähigkeit und Zuversicht gepaart, auch den Bergbewohner auszeichnet, der mit Matthias Claudius antönt:

Mir macht der Teufel keine Not,
Ich schlag ihn schief und krumm
Und dresch‘ und hau‘ und grab‘ ihn tot
Und pflüg‘ ihn um und um
34.

 

2. Die historisch bedingte Namensüberlagerung (diachrone Synonymik)

Örtliche Benennungen unterliegen dem Wandel der Zeit. Abgesehen von der späten Benennung der Mehrzahl der Berge, die gewöhnlich keine allgemein bekannten, eigenen Namen35, außer teilweise nur einen örtlich und zeitweilig bekannten trugen, insbesondere wenn sie zu größeren und weit ausgedehnten Gebirgsketten gehörten, kann für Berge, die schon immer Richtpunkte darstellten, angenommen werden, daß sie ihren Namen mehrmals in der Geschichte wechselten, auch wenn dies oft nicht belegbar ist. Ein solcher Namenswechsel ist durchweg bedingt durch einen Sprachwechsel, wenn z.B. das Latein durch Volkssprachen verdrängt wird. In den meisten Fällen bestehen Sachlagen, wie sie unter Punkt 3 untersucht werden, d.h. gleichzeitige anderslautende Benennungen, die man mit „offiziell“ und „populär“ auseinanderhalten kann. Das Volk nennt Dinge oft anders als die Obrigkeit.36

Der Nachteil von kartographischen Einträgen ist, daß sie nur die amtliche Benennung aufzeigen; diese kann die örtlich gängige sein oder eine Übersetzung davon, aber sie kann auch völlig anders liegen. Dann verliert sich die Volksbezeichnung im Dunkel der Zeit. Das ist das übliche Los der ursprünglichen oder wenigstens der alten Toponyme. In den wenigsten Fällen überleben diese, wie das keltische Lugano (von Lokwanos, „die Leute vom See“) oder Lauerz, Lowerz im Kanton Schwyz.37

In den Bergen ist die Diskrepanz zwischen Namensgebern und Aufzeichnern noch größer. Die meisten Zinnen, wenn überhaupt, werden von Hirten in ihrem Dialekt benannt und werden nur ausnahmsweise einer amtlichen Anerkennung gewürdigt, wie die dents du midzô und d’etava des Tretien-Tals im Wallis, die den Sonnenstand von jeweils Mittag und des Melkens der 8.Stunde (bei Tagesanfang um 6 Uhr: 1. Stunde = 7 Uhr)38 anzeigen.

Ähnlich gelegen ist die Milseburg, die höchste Erhebung der nördlichen Rhön, östlich von Fulda, deren Name vom keltischen Bachnamen milisa herrühren soll. Seiner Gestalt wegen, eine von steilen Felsen umgebene geneigte Hochfläche mit einem Steinwall aus der La-Tène-Zeit, soll sie vom Volk die Totenlade genannt werden39, vielleicht auch noch anderer makaberer Umstände wegen.

Ein Kuriosum stellt der Richtpunkt Melibocus dar, der nicht sehr hohe aber markant aufragende, höchste Berg der hessischen Bergstraße bei Bensheim. Der deutsche Name Malchen, belegt 1012 als mons Malscus (von ahd. Malsc<stolz, hochragend>) wurde 1650 überlagert vom latinisierten mêlíbocon óros einer ptolomäischen Karte, die wahrscheinlich den Harz bezeichnete und von Beatus Rhenanus irrtümlich(?) auf diesen Berg bezogen wurde.40

Die Berge bleiben, während die Pilger und ihre Benennungen verstreichen. Besondere Aufmerksamkeit haben nicht nur Richtpunkte verdient, sondern auch an Straßen gelegene Berge, die, größeren Mitteilungsbedürfnissen ausgesetzt, in jeweilig gängigen Sprachen bezeichnet wurden, aber in Anlehnung an frühere Namen, die nicht immer richtig verstanden wurden. So ist ein gutes Beispiel dafür der Vogel(s)berg, der allenthalben auftaucht, wie nördlich von Frankfurt am Main oder in Höhe des S.Bernardino-Paßes41, in Spielarten wie mons avium, monte ulzello, colmo de occello, Bel Oiseau (auch Vor-name des jetzigen col des Montets zwischen Chamonix und Martigny), die aber alle auf einem Mißverständnis beruhen, und zwar zwischen dem spätlat. aucellum und dem keltischen ouxello, das „Paß“ oder „Höhe“ bedeutet. Damit wird der Vogelsberg zum einfachen hohen bzw. steilen Berg und verliert dadurch natürlich an Reiz.

Ähnlich gelegen ist der Mont Durand im Wallis. Schon in Schriften, die vorchristliche Zeiten belegen, wird darauf hingewiesen, daß, meist kurzlebige, Namen so mancher Berge einen Besitzer anzeigten, so daß bei jedem Besitzwechsel ein neuer Name in Umlauf kam42. Deswegen wäre ein „Durand“ als Eigentümer und Namensgeber durchaus nicht abwegig. Dazu kommt, daß neuere Benennungen mit Eigennamen (so gegen Ende des vorigen Jahrhunderts) meist Erstbesteiger ehren43. Dem ist aber nicht so bei besagtem Berg, denn allein im Wallis gibt es noch eine Menge anderer Durand (col, 3 Gletscher, plan, montagne 2 ché D. bei les Haudères im Val d’Hérence), was darauf schließen läßt, daß kein Eigen- sondern ein Gattungsname in Frage kommt. Der Flußname Durance kommt aus dem keltischen druento/druanto, von dru (Tanne/Bergbaum)-nanto (Tal cf. die Orte Nantua, Nantes usw.), so daß damit wieder das erwähnte Lagenmotiv „Berg von Tal X“, hier also „Tannental“, zum Tragen käme. In diesem Fall ist Unverstand des keltischen Erbes und verformende Verbalübernahme durchsichtiger Aufzeiger der geschichtlichen Namensschichten. Das Fichtelgebirge bezeugt dieses Motiv, obwohl die Bezeichnung neueren Datums ist. Noch kennt Sebastian Franck in seinem Weltenbuch 1534 keinen Namen: „In disem land ist ein dannreicher berg“44 (= „Tannhäuser„). Wiederum ein Beweis für die Namenlosigkeit der meisten Berge bis dato. Landschaft und Ästhetik, wie sie ab 1700 aufkamen, brauchen fürs erste keine Namen. Später stehen Namen für mitteilungsbedürftige Eindrücke: „ah die fürchterliche Eigernordwand, der zerklüftete Piz Palü“! bis dann der Himalaya bessere Renommiergründe zu bieten anfing.

Der öfter anzutreffende mont Gelé (im Wallis und anderswo in den franz. Alpen), d.h. „der gefrorene Berg“ hieß früher Becca de la Grande Journée; diese gran dzorniva bedeutete, daß unter ihm die Weide so reich war, daß sie dem Vieh Futter für den ganzen (Alm-)Tag gab. Aus journée wurde gelé, mundartlich fast gleich ausgesprochen.

Der pilgerberühmte heutige Große Sankt Bernhard hieß vor dem 11.Jh45 anstatt Grand S.Bernard einfacher mont Joux, von denen es auch mehrere gibt (im franz. Jura: das Fort de Joux und auch ein vallée de Joux) besonders in Italien, denn des Berges römischer Name war mons Iovis Poenini, um ihn von anderen montes Ioves zu unterscheiden, wie den Donnersberg in der Nordpfalz, bis 1830 noch mit IOM markiert, d.h. Iovi optimo maximo, ein sehr häufiger Gipfelstein der römischen Vorzeit. Die Bernhardiner beherrschen diesen wichtigen Verbindungspunkt seit nahezu tausend Jahren. Das berühmte Hospitz wurde auf Resten eines, von Augustus beauftragten, dem Gipfelbeherrscher Jupiter culminalis gewidmeten Tempels errichtet. Obwohl die Mehrzahl der Ordensbrüder, und der Prévôt immer, aus dem Valdotanischen stammten (val d’Aosta), war vorwiegend Latein und nicht das örtliche patois, eben auch für Benennungen maßgebend. Die über hundert Jahre andauernde „Besatzung“ und Verunsicherung der Passage von Sarazenen, die Hugues de Provence Ende des 10.Jh. bei Faxinet besiegt und denen er anfänglich die Straßenwacht übertragen hatte, hinterließen keine namentliche Spur. Der zeitweilige Mont du Diable wurde schon 1040 mit dem Wirken des Alpenheiligen Bernhard ausgetrieben. Im übrigen ist bemerkenswert, daß trotz des Gewühles auf dieser internationalen Straße und des Prestigeanspruchs des Französischen durch die Bernhardiner und des schadvollen Durchzugs Napoleons zu seinem Sieg von Marengo, die einheimischen Benennungen des Straßenumfeldes die Oberhand behielten.

Als letztes Beispiel der Harz, nicht als Hexentummelplatz, sondern als Richtpunkt für militärische Belange. Bevor der Name Hart 781 aufkam, notierte Caesar (Bellum Gallicum VI,10) silva Bacenis, d.h. „Buchenwald“ von boconia, wobei nicht sicher ist, daß der Autor damit tatsächlich den Brocken meinte.

Jedenfalls ergibt sich aus den angeführten Beispielen, daß 1 über die Zeit „gängige“, d.h. benennungswürdige Objekte oft mit einer ganzen Reihe von Namen bedacht wurden; 2 die Übernahme bzw. Fortführung von Namen oft ungeahnte Wege nahm; und 3 dasselbe Objekt aufgrund von verschiedenen Motiven benannt wurde, wie mont Joux/mont du Diable. Die zeitlich verschiedene Synonymik gibt gleichzeitig Aufschluß über das wandelnde Geschick der Besiedlung oder des Ansehens ein und desselben Berges.

 

3. Die mehrsprachliche (synchrone) Synonymik und deren Abschliff

Die Lage von Bergen am Schnittpunkt von mehreren verschiedensprachigen Besiedlungsräumen erklärt in den meisten Fällen die mehrsprachliche Synonymik gewisser Berge. Jede Sprachgruppe „benötigt“ ihre Benennung und kommt nur mit ihr zurecht, auch wenn sie in ihrer Motivation anders liegt als der Nachbar oder sogar falsch. Bemerkenswert ist jedoch, daß sich im internationalen Verkehr eine Präferenzbenennung durchsetzt.

Ein gutes Beispiel dafür bietet das Matterhorn, das ja bekanntlich in einem dreisprachigen Ländereck liegt. Das Motiv der deutschen Bezeichnung wurde schon dargelegt. Im italienischen heißt der Berg Monte Cervino, vielleicht nach dem darunter liegenden Cervinia und im französischen Mont Cervin. Die beiden romanischen Namen beruhen auf einer irrtümlichen, von Horace Bénédicte de Saussure vorgenommenen Schreibkorrektur, die ab 1855 offizialisiert wurde, des bis dato genannten mont Servin von mons silvinus abgeleitet, das den Paß des hl.Theodulius bezeichnete nach dem Anstieg durch einen großen Wald auf der Aosta-Seite. Die Hirschhornform (cervin) war also pure Phantasie. Die deutsche Benennung gilt auf Karten allgemein, so daß auch Japaner diesen Namen auf ihrer Europatour neben dem Tour
d’Eifel
und des piazza San Marco abhaken können.

Ein anderes einheitsbildendes Beispiel geben die Belchen, die den Oberrhein als Richtpunkte beherrschen. Auf der Schwarzwaldseite ist der Belchen der dritthöchste Punkt mit 1414m, auf der schweizer Seite die Belchenfluh bei Olten und im Elsaß die drei Belchen: Ballon d’Alsace, le Grand et le Petit Ballon. Das vom Duden (von bala, bel<weiß, hell>) eruierte Motiv wirkt gequält, da der Farbeindruck nicht überzeugt, eher noch die französische Formsicht des „Bergs mit runder Kuppe“, die aber auch am eigentlichen Motiv des Belenosbergs vorbeigeht, denn der keltische Sonnengott stand sicher Pate bei der auffälligen Benennung des „Lichtmeß“-systems, das, vom Ballon d’Alsace ausgehend, die Belchenfluh als den Mittwintersonnenaufgangspunkt anpeilt, den schwarzwälder Belchen als Äquinoktial-punkt und den Petit Ballon als Mittsommeraufgangspunkt, so daß diese Berge eine trigonometrische Einheit bilden, die in den gleichen, wenn auch sprachlich abgewandelten Namen zum Ausdruck kommt. Das Motiv wird noch bestärkt durch die Ortsnamen Belfort und Basel/Bâle.46 Mit diesem onomastisch bestimmten Beobachtungssystem, das an die Pyramiden erinnert, kommt eine Funktion der Berge zum Vorschein, die sicher keinen Einzelfall darstellt.

Grenzgebirge wie der Böhmerwald, die Eifel und das Erzgebirge, die mit ihren Ausläufern auch sprachliche Grenzen überqueren, wechseln auch den Namen, der Böhmerwald wird zu Sumava und Ceskyles, die Eifel zu Ardennen, und das Erzgebirge zu Krusne hory mit gleicher Motivation. Erst 1815 kommt dieser Name auf. Lange Zeit ist kein Name bekannt, obwohl vor der Erzausbeutung Namen wie Fergunna (perkunia <Eichwald>), Myrkvidr und hercynia silva eine zeitlang belegt sind.

Große Gipfel sind namensträchtig, sei es nur als moderne Ehrenablage für besondere Verdienste, wie der Everest, nach dem Indien-Geometer Lord George E. (gest.1866) benannt, der den nepalesischen „Himmelskönig“ Sagarmatha und auch andere chinesische und tibetische Namen verdrängt hat, und die Dufourspitze als höchster Gipfel der Schweiz mit 4634m, nach dem schweizer Topographen, dem General Guillaume Henri D. benannt. Das gleiche gilt für die US-Präsidenten-Ehrenmale Mount Washington und Mount McKinley, die einheimische Namen, wie den indianischen Denali für den letzteren, den höchsten Berg Alaskas, mit den Eingeborenen ausgemerzt haben. Macht kennt eben keine Grenzen, am wenigsten die der Dezenz.

Bei Konkurrenz zwischen eindrucksvollen einheimischen und einfältigen neueren Namen machen letztere in der Regel das Rennen schon allein deswegen, weil sie auf allen Karten und in allen Führern eingetragen sind und so den Usus bestimmen. Zudem verdrängt eine Hauptsprache immer das Nebeneinander der Vielsprachigkeit. In den Alpen sind die wenigen von den Römern benannten Gipfel, wie Vesulus mons (le Viso), Mons Matrona (Mont Genèvre), Poeninus Mons (Gr. S.Bernhard), Alpis Graia (Kl. S.Bernhard), längst dem neuen Benennungszwang gewichen, der die ehemalige Leere mit einer Überfülle quittiert, die der Bergtourismus mit sich gebracht hat, so daß nur auf Generalstabskarten Platz genug ist, um der Namensdichte gerecht zu werden. Allein bei Chamonix gilt es von der Aiguille du Midi zur Aiguille de Trélaporte, d.h. über weniger als vier Kilometer, mehr als 50 gängige Gipfelnamen festzuhalten, das ist einer alle 80 Meter!47 Dem Einheimischen ist diese neue Sucht weidlich egal. Sein Motiv war immer die Relevanz gewisser Berge für seinen Beruf als Hirte, Senne, Bergwart. Meist hatten sie Terminkalenderfunktionen, die Viehweidedauer, Auftrieb (remuentse), Abtrieb richteten oder Lawinengefahr und das Wetter anzeigten. Für ihn sterile Berge verdienen weiterhin keinen Namen. Sein Interesse ist kein topographisches. Damit kommen wir zum Vitalpunkt der Besiedlung.

Das Benennungsmerkmal – ob es nun sachlicher oder geistiger Art ist, spielt keine Rolle – wird, wie in der Sprache, lebendig immer nur vom Benutzer oder Gebraucher bestimmt, d.h. dem mit der örtlichen Natur verbundenen. Dieser Verbund kann nicht künstlich von außen gestört oder gesteuert werden, selbst nicht unter dem Vorwand von Wissenschaft oder Systematik. Bergnamen sind etwas Gewachsenes, oft dem Benutzer mühsam Erworbenes, dessen Geltungsbereich vorwiegend im lokalen Rahmen verbleibt, wo der Name eine Richtwertfunktion erfüllt, d.h. er ist zweckangepaßt. Auch das Gedächtnis folgt der eingangs erwähnten Zweckdienlichkeit. Die lieux de mémoire der Berge sind namentliche Gedenk- bzw. Kultstätten, die dem Bedürfnis der Verehrung, Verwurzelung (Heimat) und Gruppenidentifikation (Totemwirkung) dienen. Nicht jeder kann sich das Benennungsrecht anmaßen. Tut es doch einer, so wird es sich ziemlich schnell zeigen, ob er sich durchsetzt. Da helfen keine Gedenktafeln, Edikte und andere krampfhaften Bemühungen.

Der Bergtourismus48, der besonders in Frankreich das Gebirge verschandelt und herrliche Berglandschaften der Prostitution ausgeliefert hat, kommt und geht und bringt ein ungewisseres Brot den überlebenden Bergbauern als ihre frühere harte Arbeit ihnen verschaffte. Aber schon wird der Bauer in der Ebene von der Scholle geworfen; wieviel schwerer wird es der Bergler haben, seinen Stand, seine Verbundenheit mit der fordernden Natur zu behaupten! Der Silberstreif am Horizont seines purgatorio ist verschwunden.

Die Namen, die er gegeben hat, sind dazu angetan, die Ausstrahlung der Berge sprachlich zu belegen, denn es sind seine Berge, die mit dem Leben der Seinen erfüllt sind. Generationen hat es gebraucht, um gleichfalls diese Namen mit ehrfürchtigem Leben zu füllen, das kein Toponym-Wörterbuch aufzeichnen oder tradieren kann.

Zweckdienlichkeit des Namens soll nicht herhalten für den Mißbrauch der Sache durch Verachtung der tradierten Werte. Wie viele den Einheimischen heilige Berge wurden für schnöde Zwecke entheiligt, besonders in den Vereinigten Staaten. So dienen die Black Mesa zum Kohleabbau, der den Kiowa, Arapaho, Uten und Cheyenne seit Generationen als Mekka geltende Pike’s Peak in Colorado als Touristenattraktion mit Zahnradbahn und Autostraße, und das Innere des Cheyenne Mountains als US Air Force Hauptquartier.49

Quo usque tandem …? – bis wohin darf man den Bogen überspannen ?

Zu Adams Zeiten galt die Namensgewalt als gleichzeitige Verfügungsgewalt über das Benannte, denn der Name enthielt den Schlüssel zur Zweckdienlichkeit. Doch Adam war noch ein vernunftbegabtes Wesen. Der Fortschrittsglaube hat die Vernunft längst überflügelt.

 


ANMERKUNGEN

1 Namen sind die rätselhaftesten aller Worte, zitierte Penka Angelova Elias Canetti während der Konferenz.

2 Und dieses Kollektiv trägt meist auch die sachgebräuchliche Vorsilbe „Ge-„, also „das Gebirge“, wie Gehölz, Gehöft, Geschirr, usw…

3 Tauern scheint eine vorkeltische Bezeichnung für „Berge“,“Gebirge“ zu sein.

4 Gratzl, Mythos Berg, S.240.

5 Donald G. Daviau nannte dies „the stickiness of mountain names“.

6 Bergnamenkunde.

7 Von den drei Religionen des Buches offenbart das christliche Schrifttum zum ersten Mal die tiefenpsychologische Selbsterkenntnismöglichkeit (Joh. 2,19; 1 Kor. 3.16; 2 Kor. 6.16+19), deren Ziel die griechischen Philosophen als der Weisheit letzter Schluß ansahen: gnoqe se auton; Möglichkeit deshalb, weil ja ein jeder eine solche Erkenntnis für sich erarbeiten muß. Der namenlose heilige Berg als Suchzeichen für den Menschen birgt das Anbetungswürdige in seinem Innern, wohingegen benannte Berge eher zu einer Schnitzeljagd einladen und damit vom Wesentlichen ablenken. Ihr Name ist letztlich unwesentlich. Im Gegensatz zum Bergsein ist er veränderlich und relativ.

8 Der Erzählung nach lag Eden in einem gut bewässerten Hochtal. Berge sind in der Regel Wasserspender, Gaias Brüste, die den tumores terrarum des hl. Augustinus entgegenstehen. Bekenntnisse brauchen nicht auf der rechten Erkenntnis zu fußen.

9 Erdöl findet man nicht im Gebirge, sondern in Wüste und Meer.

10 Es gibt auch die Deutung vom mhd. schrecken = aufspringen, steil ansteigen; cf. auch der Schreckenberg neben dem Trifels.

11 Die Haushaltung Gottes, Jakob Lorber.

12 Am Rande desselben verhängnisvollen Kaspischen Meers (jetzt durch „eco-crime“ zum „See“ degradiert), als Sintflutüberbleibsel. Elburz reflektiert sein „Gegenüber“, den Elbrus, wie der höchste Berg des Kaukasus heißt, sicher nicht ohne Grund.

13 Cf. Jules Guex, La montagne et ses noms, Ed. Pillet, Martigny, Suisse, 1976, p.33ff. S. auch GEJ.1.151.3. Zur Zeit der Römer war „die Erdkunde noch sehr in der Kindheit, und so hatten die meisten Berge, Täler, Ebenen, Seen, Bäche und kleineren Flüsse keine allgemein bekannten Namen, am wenigsten aber die Berge“.

14 Dessen Erstbesteigung erfolgte ein Jahr zuvor durch Dr. Paccard und dessen Bergführer Jacques Balmat. Des ersten Verdienst verlor sich in der Erinnerung, wohingegen der zweite großen Ruhm erntete. Auf Goldsuche verscholl er dann im Montblanc-Massiv.

15 Im Gegensatz zum Sauerstoff der Luft, der (wie im franz./engl. oxigen, in typischer Anlehnung an die Sprachabstammung) eine chemische Eigenschaft, nämlich die, eine Säure bilden zu können, ausdrückt. Die „Wissenschaft“ hat sich in diesem Fall bezeichnend betätigt.

16 Schon Jalal al-Din Muhammad Rumi (13. Jh.) bemerkte der Berge Stabilisationsgewalt. Durch die Erdumdrehungsgeschwindigkeit käme bei völlig flacher Erdoberfläche eine Luftströmung von 26 Kilometern pro Minute zustande, d.i. 17 mal (433m/Sekunde) so heftig wie der heftigste Orkan (26m/Sekunde). Das lebensermöglichende Bestehen der Gebirge scheint in keiner Benennung auf, wie auch nicht die Wacht- und Bereinigungsaufgaben hinsichtlich des Wasserhaushaltes und der Wetterbestimmung auf der Erde. („Regen ist eine Hauptbedingung zu aller Kultur„, Großglockner, JL, p.22) oder Verteilerrolle bei der elektromagnetischen Strömung ins Wasser.

17 Hi.1, S.393ff.

18 Bekannt durch die 1620 dort stattgefundene Schlacht zwischen Katholiken und Protestanten.

19 Rhein-Weser-Wasserscheide; mnd. hare = Anhöhe.

20 Jules Guex, op.cit., S.42.

21 Auch Alberich und Alptraum.

22 Dialekt des Wallis; kommt von lat. acia, acies und bedeutet Spitze bzw. Zahn loc.cit. Fn 11.

23 Zwerg und Berg reimen nicht nur!

24 GEJ. 6.172.7.

25 Laut Prof. Simo, Yaoundé (Bergnamenkonferenz in der Ramsau 1.6.2001), beruht der Name auf einem typischen Mißverständnis, nämlich nichts anderes als kili = kleiner Hügel, man = bei, und djaro = Ortsname, sodaß die banale Bedeutung „kleiner Hügel beim Dorf Djaro“ ist, womit der Unzulänglichkeit der Gestik und des guten Willens der Befragten ein bleibendes oronymisches Denkmal gesetzt ist.

26 J.U. Hubschmied, Zürich, zitiert in Jules Guex, op.cit., S.32. Vgl.der himalayische Gott Goruda im Tempel von Giull in Alchi, der die beiden nagas (Drachen/Schlangen) sorgfältig auseinanderhält. In: Blanche Merz, Points of Cosmic Energy, Georg Ed. Genf, 1985, S.92.

27 Drachenfels, Berg oder Burg, gibt es eine ganze Menge mit Legenden von Drakula, den Hl. Michael und Georg.

28Es hieß aber auch bei einem Menschen, der so einige Naturkünste zuwege brachte etwa in der Art wie die heutigen Taschenspieler, daß er ein Schögler ist. …Dieses Wort ist ein gar uraltes asiatisches Wort, nach welchem die dortigen Zauberer auch Jongleurs, Jogles heißen“. Erde und Mond, Jakob Lorber Vg,1953, S.103. Die Erklärung aus dem slavischen sokol = Falke ist demnach eine falsche Spur.

29 Die Tauern bleiben den Zentralalpen namentlich verhaftet. Die Zeit dieser Benennung ist möglicherweise das vom Widder [die abrahamitische „Tragödie“ verwarf Menschenopfer für Sündenböcke {tragos = Bock}] abgelöste Stierzeitalter (ungf. 4000-2000 v.Chr.), das im ägyptischen Apis Stier, dem iovischen Entführer Europas, im Ishtar der Babylonier mythisch in Erinnerung bleibt. Viele andere Toponyme zeugen noch davon: angefangen vom Chiemgauer Tauron, dem Berg Tauern bei Reutte, dem Tauern im Enneberg und Val Sugana über die verschüttete Stadt im Wallis, Taurodunum, über Turin, Taormina und Monte Toro auf Sizilien und über die Berge der Krim (den Taurici Montes) [die Tauriden opferten Menschen, wie „Iphigenie auf Tauris“ bezeugt] bis zum ins arabische Meer auslaufende Vorgebirge Tauri [arab. Sor/tor] und der hohen Bergkette des Taurus über Tarsus usw Bemerkenswert ist auch, daß der griechische Buchstabe tau (tau), laut Platons benennungswütigem Kratylos (zitiert von Arnold Wadler, in der Turm von Babel, fournier Wiesbaden, 1936, S.203) Bild des Gebundenen und Stehenden ist und auch zeitlich für die nachhaltige Namensgebung ein Bezug bestanden haben mag mit dem gr. tauros [Stier], aufgrund der Bergkultstätten (Stier = Sonnengottheit/Helios/Apollon/ # Mondgottheit Sin/Diana/ Artemis) dieses Zeitalters. Daß der taurische Götzendienst, im Gegensatz zu seiner Oronymik, sich nicht halten konnte wird im Zorn des Moses über die Anbetung des goldenen Kalbes klar, der mit der Bewußtwerdung des Monotheismus den Widder-Nachfolger in die Wüste schickte. Außer in Ägypten (Djabal al-Kabsch), gibt es keinen Widder-Berg.

30 Ebenda, S.104.

31 Ebenda, S.105.

32 Das Wort „Staff“ war bei den früheren Gebirgsbewohnern ein Ausdruck, durch den sie die Eigenschaft eines außerordentlichen Dings bezeichneten; außerordentlich war für sie das, was für die Elemente,wie Luft und Wasser mit ihren Erscheinungen, als auch für Menschen und Tiere als Richtpunkt diente. Ebenda, S.106.

33 [HiG.01_40.08.29.b,01] Im Jahre 1263, da war in dieser Gegend unter den hier wohnenden Menschen das Laster der Dieberei, des Mordes und der Unzucht so stark herangewachsen, daß es nötig war, einen Würgengel mit einer schwarzen Zornfackel hierher zu senden, die Eingeweide solcher Menschen allenthalben anzuzünden und sie zu verderben.
[HiG.01_40.08.29.b,02] Es war das diejenige allgemeine Todesart, die damals nicht nur hier, sondern beinahe in ganz Europa in den verschiedenen Teilen unter dem Namen „der schwarze Tod“ auftrat.

34 Zitiert in Berge und Heimat, Luis Trenker, Knaur, Berlin, 1937, S.54.

35 [HiG.02_43.05.24,01] Höret ein nicht bekanntes Evangelium über die Himmelfahrt des Herrn, die da stattfand in Bethanien auf einem Berge, welcher aber zuvor keinen Namen hatte und darum erst nach der Auffahrt des Herrn den Namen bekam: die „Höhe des Herrn“, auch „Höhe der Auffahrt“, nach einigen auch „der Weg in die Höhe Gottes“.

36 Und macht sich dadurch manchmal über sie lustig.; Beispiel der Scharfenberg (offizieller Name) beim Trifels, der ab 1800 vom Volk die Münz genannt wird, wegen der dortigen Schatz- und Prägungskammer.

37 Jules Guex, op.cit.,.S.42.

38 Ebenda, S.18.

39 Duden: geographische Namen in Deutschland, DVG. 1999, S.199.

40 Ebenda, S.197.

41 Der im 10.Jh. vom Langobarden Liutprand noch mons Avium genannt wurde (d.h. auch der Paß). Der hl. Bernardino von Sienna starb 1444. J.Guex, op.cit., S.20.

42 GEJ. 1.151.4

43 Wie Aiguille Javelle, Tête Biselx, Aiguille Purtscheller usw. im Wallis und anderswo cf. J.Guex,op.cit., S.34.

44 Duden, cit. Eintrag Fichtelgebirge.

45 Es handelt sich nicht um den berüchtigten Bernhard von Clairvaux, gest. 1115, sondern um Bernhard von Menthon, Archidiakon von Aosta, gest. 1081.

46 Cf. J.M.Möller, Geomantie in Mitteleuropa, Aurum Vg.Braunschweig, 1991, S.100ff.

47 Jules Guex, op.cit., S.99ff.

48 Dessen Fürsprecher selbst den ewigen Schnee zu vermarkten trachten: die Zuhälter, les souteneurs des neiges éternels, wie sie der Walliser Maurice Chappas nannte.

49 Frank Waters in Evans-Wentz, W.Y. Cuchama. Heilige Berge der Welt, Basel 1984.